Etwa ums Jahr 1800 lebte in Dändorf ein Bauer mit Namen J. Voß. Dieser bemerkte, daß alle Abend von Dändorf nach Dierhagen ein dreibeiniger Hase trabte. Da denkt Voß ›Wart, dich soll der Tausend kriegen.‹ Er lud seine Flinte und setzte sich hinter einen Zaun am Wege.
Als nun der Hase kam, schoß Voß nach ihm, traf aber nicht, und der Hase humpelte ruhig...
[15391] Dreibeiniger Hase
Mein Vater, so erzählt der dreiundsiebzigjährige Arbeiter Fretwurst in Klockenhagen, fährt einmal von Dändorf nach Rostock. Als er in der Gelbensander Forst bei der Barkheidenschneese ist, scheint es vor seinen Augen, als wenn vor ihm in dem Weg ein Wasserteich ist. Die Pferde stehen mit einemmale bumsstill, schnarchen und sind trotz alles Antreibens...
[15390] Weißes Kalb
Vor vielen Jahren haben die Unterirdischen in einem Berge bei Schabow ihr Wesen gehabt. Zu Zeiten öffnete sich der Berg, und aus der Kluft stieg ein lieblicher Geruch empor. Einer von den Unterirdischen mit einem rothen Jäckchen hatte auf dem Hofe in der herrschaftlichen Küche das Bratenwenden. Einmal kamen etliche von den Leuten in die Küche und sagten...
[15389] Unterirdische bei Schabow
Zwischen Gelbensande und Hirschburg fließt durch den Gelbensander Forst ein Bach, dessen beide Ufer sich auf einer Strecke wallartig erheben, weshalb der Bach da ›Wallbach‹ heißt. Hier auf einer Brücke traf vor Jahren ein Mann aus Hirschburg eine Frau, welche wusch. Als er ihr ›guten Tag‹ sagte, antwortete sie ›Gibt es denn auf der Welt kein Helf-Gott...
[15388] Die Wäscherin am Wallbach
Ein vornehmer Herr, welcher ein großer Damenliebhaber war, fuhr öfters aus, um sich eine Geliebte aufzusuchen. Als er nun eines Morgens wieder ausfuhr, sagte er zu seinem Kutscher ›Heute muß wieder Eine her und wenn sie auch vom Teufel wär.‹ Wie sie nun durch einen Wald fuhren, sieht der Herr am Wege eine sehr schöne Dame stehen. Er eilte auf sie zu,...
[15387] Teufel als Frau
Bei dem Bauerndorfe Gülzow befand sich noch vor wenigen Jahren ein Wald, ›Hoher Dorn‹ genannt. In diesem Walde hüteten früher die Bauern, als sie noch nicht separirt waren, gemeinschaftlich oft Nachts mit einander ihre Pferde. Schon zu wiederholten Malen waren ihnen bei diesem Hüten Füllen weggekommen, ohne daß sie trotz alles Suchens je eine Spur wieder...
[15386] Wehrwolf im Hohen Dorn
In alten Zeiten hat zu Bauersdorf in Pommern ein alter Mann wegen Grenzstreitigkeit einen falschen Eid gethan. Als er gestorben, konnte er im Grabe nicht ruhen. Da fand sich ein Geisterbanner, der den Geist in eine ›Pottbuddel‹ einfing. Der also eingeschlossene Geist wurde über die Trebel nach Meklenburg gebracht und ihm im Holm in dem Bobbiner Forst eine...
[15385] Der Geist im Erlenbaum
Auf der früheren Landstraße zwischen Dargun und Gnoyen, nicht sehr weit vom letztern Orte entfernt, stand ein einarmiger Wegweiser. Man nannte diese Stelle hier ›die Hand‹; und es wurde von Leuten behauptet, daß es da zu gewissen Zeiten nicht recht geheuer sein sollte. Einmal spät Abends kehrte ein Fuhrmann aus Gnoyen von Dargun zurück. Als er mit seinem...
[15384] Der Spuk bei der >Hand<
In Neubrandenburg war einmal ein alter Nagelschmied, der ein gotteslästerliches Leben führte und sich einst beim Trinken rühmte, daß er sich vor Gott und Teufel nicht fürchte und kein Grauen kenne. Um das zu beweisen, vermaß er sich, in einer Winternacht beim Beginn der Geisterstunde in ein ihm bezeichnetes Grab einen Nagel einzuschlagen. Er begibt sich...
[15383] Der Nagelschmied in Neubrandenburg
Nahe bei Rostocker-Wulfshagen im Walde ist ein Pfost zur Erinnerung an eine Mordthat aufgerichtet. Eine Aufschrift meldet, daß an dortiger Stelle den 5. Mai 1826 ein Mädchen, Namens Grete Adrian, erschlagen gefunden worden. Nach den Aussagen glaubwürdiger Leute dortiger Gegend, soll diese Grete Adrian, aus Rostocker-Wulfshagen gebürtig, von ihrem...
[15382] Grete Adrian
Auf der Sanddüne zwischen Wustrow und Alt-Gaarz, da, wo jetzt die Windmühle steht, soll vor etwa zweihundert Jahren eine Frau, die des Hexens beschuldigt war, hingerichtet worden sein. Sie betheuerte vor ihrem Tode ihre Unschuld mit den Worten ›So gewiß ich unschuldig sterbe, so gewiß wird auf dieser Stelle ein Kirschbaum wachsen.‹ Und wirklich ist auf...
[15381] Unschuldig Hingerichtete
Zu Wittenburg wurde ein Mann beschuldigt, Feuer angelegt zu haben und mußte das glühende Eisen tragen. Wie er mit dem Eisen bis an den Kirchhof kam, hat er es fallen lassen, da ist es verschwunden. Ein Jahr darnach hat ein anderer Mann daselbst am Steinpflaster gearbeitet und ist auf das Eisen gestoßen und hat sich die Hand verbrannt. Daran hat man ihn...
[15380] Gottesurtheil zu Wittenburg
Im Jahre 1351 brach in Wittenburg in dem Hause eines reichen Bürgers Feuer aus, welches, vom Winde getrieben, einen großen Theil der Stadt in Asche legte und nur mit Mühe endlich gedämpft werden konnte. Als dies gelungen war, wurde ein Arbeiter der Brandstiftung angeklagt, und da er seine Unschuld betheuerte, zum Tragen des glühenden Eisens verurtheilt....
[15379] Gottesurtheil zu Wittenburg
Eine Viertelmeile von Kittendorf bei Stavenhagen, an der preußischen Grenze, liegt ein mit ungefähr hundert Tannen bepflanzter Berg, der Gerichtsberg. Auf ihm wurde ein blödsinniges Mädchen unschuldig hingerichtet, das man der Brandstiftung anklagte. Vergeblich hatte sie ihre Schuldlosigkeit betheuert; man setzte sie den Qualen der Folter aus, und diese...
[15378] Der Gerichtsberg bei Kittendorf
In Spendin, einem dem Kloster Dobbertin gehörigen Gute, stahl einmal ein Mann ein Pferd. Von den Häschern verfolgt, traf er einen Schäfer und bat ihn, das Pferd nur einen Augenblick zu halten, damit er seine Nothdurft verrichten könne. Die Häscher kamen heran, ergriffen den Schäfer und schleppten ihn, wiewohl er seine Unschuld betheuerte, vor den Richter,...
[15377] Stecken schlägt aus
In Penzlin wurde ein Schäfer der Hexerei beschuldigt, weil eine der von ihm geweideten Kühe Blut statt Milch gegeben, und daher zum Tode durch Verbrennen verurtheilt. Vergebens betheuerte er seine Unschuld und sagte, es würden nach seinem Tode vor dem Burgthor drei Blumen aus der Erde wachsen, dergleichen man nie zuvor gesehen. Und so kam es auch; daran...
[15376] Blumen wachsen nach dem Tode
Ungefähr eine Meile von Röbel liegt das Rittergut Melz. Kaum eine Viertelstunde davon entfernt befindet sich ein Nebengut, Namens Friedrichshof. Etwa in der Mitte zwischen beiden liegt ein kleiner Berg, der sogenannte Galgenberg, auf dessen Gipfel eine einzelne Tanne steht. Von diesem Berge und der Tanne berichtet die Sage Folgendes. Vor vielen Jahren...
[15375] Der Galgenberg bei Melz
Auf dem Felde des Dorfes Meklenburg bei Wismar ist ein Berg, der Gerichtsberg genannt wird. Von diesem Berge ließ der Gutsbesitzer von Meklenburg einmal einige Fuder Sand wegfahren, wobei ein Todtenkopf mit ausgegraben wurde. Der zweite Wirthschafter nahm ihn mit sich und wollte sich einen Tabakskasten daraus machen lassen. Als er Abends zu Bette ging und...
[15374] Der Gerichtsberg bei Meklenburg
Woll vör 'n hunnert Jor würr tau Ivenack en Mäten anschülligt, dat sei ęr Kind versöpt hadd. Sei sęd nu tworst, sei hadd dat nich dan, œwer ęr würr dat nich glöwt un sei würr taun Dod' verurtelt. Up dat Feld dicht bi Ivenack würr sei köppt; œwer ęr Blaut, dat up dei Ird dallopen wir, künn nich stillt warden, dat kem ümmer wedder ut dei Ird rut, sovęl Sand...
[15373] Die Kindesmörderin von Ivenack
Zu Groß-Lukow, dreiviertel Meilen von Penzlin, wurde vor Jahren ein Mädchen hingerichtet, weil sie ihr Kind gemordet hatte. Wie sie nun auf den Richtplatz geführt war und der Scharfrichter seinen Streich vollziehen will, haut er des Mädchens Schulter statt den Kopf ab. Das Mädchen gibt keinen Laut des Schmerzes von sich. Hierauf erklärt der Scharfrichter,...
[15372] Die Kindesmörderin von Groß-Lukow