[2234] Spuk / Aufhocken
Frau Zent hat in Glienk gewohnt; die hat mir erzählt: Sie ist zum Flachsbrechen gegangen. Die Frau, die geholfen hat, hat am Tag zuvor einen Toten angezogen; sie sind mit ihr gegangen… Sie hatte sich die Sachen der Toten mitgenommen (das war früher so Mode). Als sie abends nach Hause geht, kann sie nicht weiter. [Frau Zent und ihr Mann] haben sie angefasst und nach Haus gebracht. Als sie zur Tür hereingeht, knallt es, als würde ein Gewehr abgeschossen werden. („Jürnsch“ (so hat die Tote geheißen) „war hinter mir, die hat sich bei mir aufgehockt (auf den Rücken gesetzt)“, sagte sie.
Fru Zent hett in Glienk wahnt, dee hett mi vertellt: se is nan Braken wäst. De Fru dee hulpen hett, hett 'n Dag vörher Doden antreckt, se sünt mit ehr gahn..... se hett sik de Dod´ ehr Tüg mitnahmen (dat wier jo so Mod früher). As se abends na Huus geiht, kann se nich fuurt kamen. hebben se (Fru Zent un de Mann) se anfaat un na Huus henbröcht. as se rin geiht na de Döör, hett dat knallt as wenn 'n Gewehr scheten ward. (Jürnsch (so hett de Dod heiten) wier jo hinner mi, dee hackt mi up, hett se seggt)
werden." In seiner Not fängt er wieder an zu beten: "Christi Blut und Gerechtigkeit.... " Die Braut rührt sich nicht und sieht ihn so ernsthaft an, dass ihn graut. Hier kommt ihm so nebenbei der Gedanke : Nun gehst du ohne Mütze nach Hause, und wenn du ins Dorf kommst, sagen die Menschen, du wärst betrunken. Unterdessen geht er‚ ohne ein Wort zu sprechen und ohne sich umzusehen, weiter und betet leise für sich. Als er zum dritten Male anfängt, ist auch die Braut fort. Vor seinen Augen versinkt sie in die Erde, so dass die Seide ihres Kleides knistert und raschelt. Als er in sein Dorf kommt, hat er auch seine Mütze richtig auf dem Kopfe, er hatte sie nur nicht gefühlt, so sehr standen ihm die Haare zu Berge. Und immer hat der Weber Fünfstück noch nach Jahren zu seinen Kindern gesagt:" Sollte Euch mal was passieren, so betet nur Christi Blut und Gerechtigkeit, das hilft", und der Weber Fünfstück hat in seinem Leben nie gelogen, es hat sich so zugetragen, wie er es erzählt hat.
Fr.Gr.